


MIRROR,
MIRROR,
ON THE WALL ...


Ein Blick in den Spiegel reicht und ich nehme sie wahr.
Eine leise zischende Stimme.
Sie flüstert in meinen Kopf.
Kommentiert. Vergleicht. Bewertet.
Von oben bis unten. Scannt alles ab.
Haare, Augen, Bauch, Po …
Wie sehe ich heute schon wieder aus?
Wo kommen denn nur diese Röllchen her?
Ist das da etwa eine neue Falte im Gesicht?
Meine Haare liegen nicht!
Bei anderen Frauen ist das nicht so.
Alle sind hübscher als ich!
Brüste hängen, Oberschenkel schwabbeln, Cellulite-Alarm.
Am besten ich gucke gleich weg.
Das Vokabular der Flüsterstimme ist vielfältig.
Kennt viele Begriffe, ist grenzenlos und erfinderisch.
Sie entdeckt immer wieder etwas Neues.
Ein Blick in den Spiegel genügt und sie springt an.
Blitzschnell. Kommentiert. Vergleicht. Bewertet.
Manchmal holt sie richtig aus.
Zeigt ihr volles Können – mit nur einem Satz:
ICH BIN HÄSSLICH.
Die drei Worte treffen mit voller Wucht. Es wirkt.
Denn zurück bleibt nur eins:
Ein ungutes Gefühl. Dumpf und klein.
Wann fing das alles an?
Wann gab diese zischende Stimme ihren ersten Ton?
Ich weiß es nicht mehr. Ist auch egal.
Mittlerweile sind wir eins. Glaube. Stimme zu.
Ich sehe es doch selbst – hier direkt im Spiegel:
Nicht schön. Nicht hübsch. Null-acht-Fünfzehn.
Durchschnitt eben. Ist schon okay.




Na, wer von euch kennt diese Situation? Man steht vor dem Spiegel, betrachtet sich und seinen Körper und plötzlich fallen einem ganz viele Dinge auf, die einen stören, nicht gefallen. Wie eine kleine zischende Stimme, die einem haarklein zuflüstert, was anders, besser sein sollte, könnte.
Manchmal gibt diese Stimme sogar Tipps, wie wir das Gewünschte erreichen könnten. In sekundenschnelle werden im Kopf Pläne geschmiedet:
Morgen melde ich mich auf jeden Fall im Fitnessstudio an.
Heute Abend esse ich nur die Hälfte.
Schokolade adé.
Joggen – auf jeden Fall jetzt regelmäßig!
Wo ist eigentlich mein Cellulite-Massage-Gerät?
Schnell füllt sich die gedankliche To-Do Liste. Man ist fest entschlossen in diesem Moment. Doch dann dreht man sich um und die Liste verpufft. Schnell sind sie vergessen, die guten Vorsätze. Bis zum nächsten Blick - in den Spiegel – und das Spiel beginnt von Neuem.
Hast du schon einmal darüber nachgedacht den Spieß umzudrehen? Die alltägliche Situation vor dem Spiegel zu nutzen, damit zu spielen? Alles zu entlarven, aufzudecken, die kleine zischende Stimme sichtbar zu machen?
Denn bringen wir es mal auf den Punkt. Was ist diese zischende Stimme eigentlich genau? Na, was meinst du? Richtig, es sind einfach nur Gedanken. Deine Gedanken, die du 24/7 über dich und deinen Körper denkst. Und wenn du vor dem Spiegel stehst, werden diese Gedanken sichtbar. Du kannst sie hören. Sie bewusst wahrnehmen. Wenn du es willst. Du kannst erkennen, wie und was du in Gedanken selbst sprichst. Dein SELFTALK so zusagen.
Vielleicht sagst du jetzt: Naja, ich weiß schon, was ich so über mich und meinen Körper denke. Das dachte ich auch. Bis ich eine Woche lang ein kleines Experiment durchführte. Ich betrieb eine Woche lang Spiegelarbeit. Unter diesem Begriff ist dieses Experiment eher bekannt. Aber Arbeit will ich es eigentlich gar nicht nennen. Denn für mich war es eher ein Abenteuer. Eine Entdeckung. Ein Begegnen. Ein Begegnen mit mir selbst. Mit meinen Gedanken. Meinen Gedanken über meinen eigenen Körper. Bodyshaming-Experience pur so zusagen. Aber ich fange mal ganz von vorne an …
Es gibt mehrere Einstiege für die Spiegelchallenge. Ich habe mit dem All-IN-Einstieg begonnen. Das bedeutet: Ich habe mich jeden Morgen komplett nackt vor einen Ganzkörperspiegel gestellt und mich im Spiegel betrachtet – ganz langsam von oben bis unten.
Und es brauchte nicht lange und die kleine zischende Stimme in meinem Kopf kam zum Vorschein. Ich hörte sie. Und hörte zu. Ich stand vor dem Spiegel und hörte dieser kleinen Stimme ganz genau zu. Ich beobachtete, wie sie fast jedes Körperteil, das ich anschaute, bewertete. Ich tat in diesem Moment nichts. Stand nur ganz ruhig da. Hörte zu und beobachtete. Meine Gedanken. Meinen Selftalk.
Meine Klassiker kannte ich ja schon: Ich war unzufrieden mit meinen dünnen Haaren, meinen hängenden Po, den kleinen Brüsten und meinen breiten ausladenden Hüften. Und natürlich meinem Bauch. Was die zischende Stimme zu diesen Teilen sagte, war mir bekannt. Allerdings wusste ich nicht, wie hart, wie böse und wie verletzten sie dieses tat. Ich hörte Sätze, die mich sprachlos machten:
„Ich fühle mich so hässlich. Ganz klar, dass ich Single bin - bei den Brüsten. Meine Schultern sehen aus, als ob ich eine Leistungsschwimmerin wäre. Alles hängt, ist nicht straff. Nicht eben. Nicht glatt. Und meine Beine erst, die sehen aus wie Krater. Und das schlimme ist, das geht nie wieder weg, denn ich werde alt. Meine Haut voller roter kleiner Pickel. Das muss doch jeden Mann abschrecken. Und egal was ich anziehe, ich sehe schrecklich aus. Jede Frau ist hübscher als ich. Warum bin ich nicht so?!“
Je genauer ich hinhörte, konnte ich auch erkennen, welche Wucht und Kraft einige Sätze mit sich brachten. Denn sie lösten etwas aus. Im Körper. Gefühle. Gefühle von sich klein fühlen. Beklemmende, traurige Gefühle, die durch meinen ganzen Körper strömten. Und am ersten Tag fing ich an zu weinen.
Die nächsten Tage stand ich jeden Morgen nackt vor dem Spiegel. Ich nahm mir sehr viel Zeit für jedes einzelne Körperteil. Manchmal ertappte ich mich sogar dabei, dass da dieses Gefühl war abzubrechen, weil ich einfach nicht mehr direkt hinschauen wollte. Irgendwie wie ein altbekannter Reflex. Doch ich machte weiter.
Ich hörte den Gedanken geduldig zu. Ließ sie ausreden. Akzeptierte und beobachtete sie. Und dann erkannte ich: Nur Gedanken. Nicht ich. Und ich habe die Wahl: Glaube ich oder glaube ich nicht. Und bei jedem Gedanken fragte ich mich selbst: Ist das wahr? Oder alles nur in meinem Kopf? Alles nur Bilder, Wahrnehmungen, die ich mir selbst erschaffen oder von außen zugetragen bekommen hatte.
Von Tag zu Tag wurde die Stimme ruhiger und ich bemerkte, wie sich Stück für Stück ein ganz anderes neues Körperbewusstsein entwickelte. Die Bindung, die Akzeptanz zu meinem Körper wurde immer liebevoller, reiner. Plötzlich sah ich nicht mehr mein breites gebärfreudiges Becken, sondern ein weibliches, rundes, voll geformtes Becken. Hüften, die ich sanft im Takt hin und her kreisen konnte. Ich sah einen weiblichen Körper. Mit Rundungen und weichen Schwingungen. Und ich fand ihn fantastisch. Selbst meine kleinen bläulichen Adern an den Beinen begann ich zu lieben. Auf einmal sahen sie für mich aus wie kleine Flüsse. Und ich erkannte: Das ist ein weiblicher Körper. Und er verändert sich. Und ich nehme jede Veränderung in Liebe an.
Ich bewegte mich auch plötzlich anders. Es fühlte sich an, als wenn ich angekommen wäre in meinem Körper. Tief verankert. Ich ging leichter. Langsam. Erhabener. Selbstbewusster. Ich fing sogar an mehr mit den Hüften zu wackeln, ganz unbewusst. Es war und ist immer noch ein megageiles Gefühl.
Für mich war schnell klar: Damit höre ich nicht auf. Dieses Ritual gehört ab sofort fest in mein Leben. Und ich setzte noch einen drauf. Ich fing an nackt vor dem Spiegel zu tanzen. WOW. Was für ein Gefühl kann ich nur sagen. Am Anfang kann es sich ein wenig seltsam anfühlen, aber wenn die eigenen Blockaden erst einmal gefallen sind, wird es immer leichter, natürlicher und Stück für Stück lernte ich meinen Körper bewusster wahrzunehmen, Und das tue ich noch bis heute. Immer wieder entdecke ich etwas Anderes, Neues, Schönes.
... TELL ME WHAT´S GOING ON IN MY HEAD!

Ich blicke in den Spiegel und ich nehme sie wahr.
Diese leise zischende Stimme.
Sie flüstert in meinen Kopf.
Kommentiert. Vergleicht. Bewertet.
Von oben bis unten. Scannt alles ab.
Haare, Augen, Bauch, Po …
Dann macht es plötzlich BANG.
Einfach so. Und es wird mir alles bewusst.
Heute mache ich Schluss.
MIRROR, MIRROR on the Wall.
Show me what´s going on in my head.

Du willst die Spiegelmethode auch einmal ausprobieren. Weißt aber noch nicht genau wie? Dann ist das hier vielleicht genau das Richtige für dich: Hier kommst du zu einer kleinen Anleitung, die du hören kannst, wenn du vor dem Spiegel stehst, um die kleine Stimme in deinem Kopf zu entlarven. Ich begleite dich in dieser Audiodatei sozusagen ein klein wenig auf dem Weg.